Die Briefe und Schriften des Reichskanzlers Axel Oxenstierna

Axel Oxenstierna (1583-1654) war schwedischer Reichskanzler von 1612 bis 1654. In Deutschland ist er in erster Linie als der Reichskanzler König Gustav Adolfs und Leiter der schwedischen Politik im Dreißigjährigen Krieg bekannt. Nach dem Tode des Königs in der Schlacht bei Lützen (November 1632) übernahm Oxenstierna die Führung des schwedischen Kriegswesens in Deutschland, seit 1633 spielte er zugleich eine dominierende Rolle in der Regentschaft für die minderjährige Königin Christine. Oxenstiernas Bedeutung für die Entwicklung des modernen schwedischen Nationalstaats ist kaum zu überschätzen. Während seiner Kanzlerschaft erlebte Schweden einen beispiellosen Aufstieg von einem Randstaat im Norden Europas zu einer zentraleuropäischen Großmacht, einer der Garantiemächte des Westfälischen Friedens.

Oxenstiernas Nachlass ist der wichtigste zusammenhängende Quellenbestand zur frühen schwedischen Grossmachtzeit, ein Quellenfundus von zentraler Bedeutung für Forschungen zur schwedischen und europäischen Geschichte. Der Nachlass befand sich die längste Zeit auf Oxenstiernas Schloss Tidö, bevor er in zwei Etappen, 1848 und 1967, vom Staat erworben und in das Reichsarchiv überführt wurde. Im Reichsarchiv verteilt sich der Nachlass heute auf zwei Bestände, Oxenstiernska samlingen und Tidöarkivet, insgesamt etwa 500 archivalische Einheiten. Weitere Materialien befinden sich in schwedischen Handschriftensammlungen ausserhalb des Reichsarchivs, vor allem in der Königlichen Bibliothek, der Universitätsbibliothek Uppsala und der Stiftsbibliothek Linköping. Briefe von Oxenstierna liegen auch in vielen Archiven und Bibliotheken ausserhalb Schwedens.

Die Herausgabe der Schriften und Briefe Oxenstiernas begann in den 1880-er Jahren und lief in der Regie der Königlichen Akademie der Literatur, Geschichte und Altertümer mit kürzeren und längeren Unterbrechungen bis 1977. Bis dahin waren insgesamt 28 Bände der Edition Rikskanslern Axel Oxenstiernas skrifter och brevväxling (AOSB) erschienen, verteilt auf zwei Abteilungen. Abteilung I mit fünfzehn Bänden enthält historische und politische Schriften (Band I:1) sowie Briefe von Oxenstierna aus den Jahren 1606-1636. Abteilung II mit dreizehn Bänden enthält Briefe an Oxenstierna von König Gustav II Adolf und führenden Vertretern von Reichsverwaltung, Militär, Kirche und Wirtschaft. Nachdem die Arbeit 1977 zum Stillstand gekommen war, beschloß die Akademie im Jahre 1998, die Herausgabe der Briefe in einem gemeinsamen Projekt mit dem Reichsarchiv wieder aufzunehmen. Die Ergebnisse dieses Projekts, das von 1999 bis 2005 lief, liegen hier in Form einer Datenbank und einer Reihe von elektronischen Texteditionen  vor.

Die Datenbank enhält über 6.000 Datensätze, von denen sich über 3.900 auf Briefe von Axel Oxenstierna aus der Zeit 1636-1654 beziehen. Die Datenbank enthält folgendes Material:
- Axel Oxenstiernas Briefe und Schriften 1636-1654. In der Datenbank sind sämtliche heute bekannte Briefe, Entwürfe, Aufzeichnungen und Schriften aus der Zeit vom 1. Juli 1636 bis zum Tode Axel Oxenstiernas am 28. August 1654 nachgewiesen.
- Briefe an Axel Oxenstierna, die in die Texteditionen (s.u.) aufgenommen sind.
- Supplemente zu den älteren Teilen der Edition Rikskanslern Axel Oxenstiernas skrifter och brevväxling (AOSB I:1-15 und AOSB II:1-12). Die Angaben beziehen sich auf solche Schriftstücke, die seiner Zeit nicht in AOSB aufgenommen wurden oder an anderer Stelle als in AOSB publiziert worden sind (z.B. in Acta Pacis Westphalicae).

In der Datenbank sind die Schriftstücke mit bestimmten Grunddaten (Datum, Ort, Name des Absenders bzw. Empfängers, Sprache, Archivalientyp) und mit einer kurzen Inhaltsangabe (Regest) registriert. Hinzu kommen Angaben über Aufbewahrung (Archivsignaturen), Literatur und ggf. frühere Editionen.

Die Texteditionen enthalten Briefe des holländischen Diplomaten Jan Rutgers, des schottischen Adligen Jakob (James) Spens, des schwedischen Residenten in Zürich Carl marinus und des Hofkanzlers Johan Adler Salvius. Ausserdem eine Auswahl von Schreiben Axel Oxenstiernas an verschiedene Adressaten 1636-1654 sowie Briefe, die in den Jahren 1633-1654 zwischen Oxenstierna und Königin Christine gewechselt wurden. Die Briefe werden textkritisch im vollen Wortlaut veröffentlicht und, wo nötig, inhaltlich kurz erläutert. Vielen Brieftexten ist auch eine Reproduktion der Textvorlage beigegeben.